Fachtag "Die Armen zuerst!"

Jugendpastoral von den Armen her denken!

Die Jugendpastoral von den Armen her denken, das gehört zu den zukünftigen Schwerpunkten der Jugendseelsorge im Erzbistum Köln. Das war die zentrale Botschaft bei einem  Fachtag zum Thema Jugendarmut am 24. Oktober 2014 in Düsseldorf.

Hier gibt es den Dokumentationsfilm, einen Bericht und einige der Vorträge und Impulse zum Nachlesen oder Downloaden:

 

  

Mit einigen kernigen Thesen fragte zunächst Professor Holger Ziegler, Erziehungswissenschaftler an der Universität Bielefeld, nach den Ursachen und Auswirkungen von Jugendarmut für die soziale Arbeit. Er gibt sozialpädagogischen oder auch pastoralen Bemühungen um die entsprechenden Zielgruppen nur dann eine Chance, wenn sie den Betroffenen neue Handlungs- und Entscheidungsspielräume eröffnen. So versteht Ziegler auch den "Capabilities-Ansatz". Armut sei zunächst nur mit finanziellen bzw. materiellen Leistungen auszugleichen. Über materielle Ressourcen zu verfügen sei zwar ohne Zweifel eine wesentliche Grundbedingung, aber eben nicht alleine dafür entscheidend, welche Lebenschancen und Entfaltungspotenziale unterschiedliche Akteure lebenspraktisch auch tatsächlich realisieren können. "Es muss also darum gehen, die tatsächlichen Handlungsbefähigungen und Verwirklichungschancen, das heißt also, die Capabilities, in den Blick zu nehmen." Und die freiheitliche Entscheidung für oder gegen diesen Weg gelte es den Betroffenen zu vermitteln, "damit sie das Leben führen können, welches sie aus guten Gründe erstreben!" Ein Ansatz, der bei den Einstellungen, bei der inneren Haltung helfender Fachkräfte ansetzt.

Darum geht es auch Patrik Höring, theologischer Referent in der Jugendseelsorge und Professor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Augustin. Angestoßen durch den eindringlichen Appell von Papst Franziskus zur Sorge um die Schwachen und Armen geht es um die Frage, mit welcher Haltung wir als Kirche von Armut Betroffenen begegnen. Die Frage nach der Rolle der Armen in unserer Pastoral ist für Höring untrennbar verbunden mit dem von Franziskus beschriebenen Projekt der „missionarischen Umgestaltung der Kirche“: Der Weg der Bekämpfung von Armut sei die Bekämpfung der Marginalisierung. "Und der Weg, Marginalisierung zu überwinden ist Empathie" erläutert der Theologe seinen Ansatz der "aufmerksamen Zuwendung." Sie sei auch der Schlüssel dazu, wie Gemeinden heute ihre eigenen Marginalisierungstendenzen überwinden und zu Orten wirklicher Gemeinschaft und Solidarität werden können. "Denn eine Gemeinde ist nicht deshalb solidarisch, weil sie allsonntäglich eine Kollekte für die Armen abhält. Sie ist dann solidarisch, wenn sie Arme in ihrer Mitte willkommen heißt, ihnen Obdach gewährt und sich zum Anwalt ihrer Situation macht."

 

Nach diesen beiden Impulsvorträgen verteilten sich die 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die überwiegend aus den Katholischen Jugendagenturen und einzelnen Handlungsfeldern der kirchlichen Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit kamen, auf fünf Workshops. Praxisbeispiele aus ganz unterschiedlichen Handlungsfeldern regten hier zu einer veränderten Wahrnehmung an. Zum Beispiel Schwester Margareta aus Berlin, die für ihre Arbeit im dortigen Don-Bosco-Zentrum einige Grundsätze beschreibt, die den jungen Menschen unvoreingenommen willkommen heißen: "Schön, dass du da bist", "Jeder hat das Recht auf einen Neuanfang", "Vor Gott gibt es keine hoffnungslosen Fälle" oder "Den Himmel offen halten".

Eindringlich war auch etwa der Stadtrundgang "aus anderer Perspektive" unter der Führung von Armen und Obdachlosen. Da werden auf einmal ganz andere Dinge "sehens-würdig", wenn Betroffene einem den Blick für das Straßenleben öffnen, schilderte ein Teilnehmer seine Erfahrung.

 

Der Workshop "Chancen nutzen - Zukunft schaffen": Das Leitbild der Manege im Don-Bosco-Zentrum Berlin

  

Info & Kontakt: 

www.manege-berlin.de