PRAXISHILFE - Schriften der Jugendpastoral - Nummer 1 - page 18

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schriften der
jugendpastoral
im erzbistum köln
Gott zu Tisch
Gebete und Lieder rund um die Mittagszeit
für Offene Ganztagsgrundschulen
praxishilfe Nr. 1
von Christoph Köster
und Elisabeth Wessel
Martina Ewers beginnt im Kindergarten früh um 7:00 Uhr mit der Arbeit, wenn die Kleinen
kommen, damit ihre Eltern zur Arbeit können. Sie schlafen fast noch im Stehen, wenn sie
abgeliefert werden. Ole fragt: »Kommen heut wieder die Glocken?« – »Klar«, sagt Martina.
»Und falten wir dann wieder die Hände?« – »Natürlich.« Ole will die ganze Klarheit: »Und
beten wir dann auch wieder?« – »Ja, Ole.« Martina ist etwas ungeduldig, weil noch fünf
andere Kinder ihre Winterklamotten loswerden wollen. Was Ole einfordert, ist seit vier
Wochen Ritus im Kindergarten: Wenn die Glocke der Kirche nebenan läutet, nämlich um ­
acht und um zwölf Uhr, dann falten alle, auch die Putzfrau und der Zivi die Hände – egal was
sie grad tun – und beten: »Wo ich gehe, wo ich stehe bist du, lieber Gott, bei mir. Wenn ich
dich auch niemals sehe, weiß ich immer: Du bist hier. Amen«. Manchmal klappt das nicht
im Getöse der Rutsche oder auf der Schaukel, aber das Prinzip gilt. Und die Kleinen fragen
inzwischen danach. Wenn man dann zusieht um acht, zeigt sich ein kleines Wunder. ­
Die Glocken gehen los, und es ist, als würde man einen Film anhalten. Alle bleiben stehen,
die Kinder frieren ein in ihren Bewegungen, manche schließen die Augen. Man brabbelt vor
sich hin, beim Frühstück im Raum wird im Chor gebetet. Die Kinder finden es reizvoll, alles
zu unterbrechen und den heiligen Moment zu kosten. Vielleicht wird das später anders,
routinierter. Aber jetzt hat es noch einen großen Zauber.
Eine Geschichte über
die Bedeutung von
Zeichen
1...,8,9,10,11,12,13,14,15,16,17 19,20,21,22,23,24,25,26,27,...28
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