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Solchen Parolen dürfen wir Christen keinen Glauben schenken. Die
Menschen, die aufgrund großer Not und Verfolgung, voller Angst und
Verzweiflung aus ihrer Heimat flüchten, weil dort ihr Leben bedroht wird,
sind aus der Sicht unseres Glaubens keine Fremden. Sie sind unsere
Schwestern und Brüder. Sie brauchen unsere Hilfe. Sie brauchen liebe-
volle Zuwendung, Aufmerksamkeit und Unterstützung. Sie brauchen nach
vielen persönlich erfahrenen Schrecken und Verzweiflungen vor allen
Dingen durch uns die Erfahrung, dass es Menschen gibt, bei denen sie
willkommen sind. Sie brauchen für ihr Leben Perspektiven, Hoffnung auf
Zukunft. Als Christen muss uns die Offenheit für Menschen, die leiden,
und unsere Zuwendung zu ihnen, ein Herzensanliegen sein. Auch das hat
mit Frieden und Versöhnung zu tun. Wenn wir nur für uns selber leben
und uns vor den Leiden und Nöten anderer abschotten, dann ist das kein
Zeichen für Frieden und Ruhe, sondern dann ersticken wir an uns selbst
und unserer eigenen Selbstgerechtigkeit.
Ich wünsche uns allen, dass wir bei der Feier des Altenberger Lichts
2015 nicht nur einen netten und gefühlvollen Ritus vollziehen, sondern
dass das, was wir da miteinander feiern, uns anspricht und Wirklichkeit
wird in unserem eigenen Leben. Der, der das Licht der Welt ist und
den Frieden gebracht hat, Jesus Christus, will durch unsere Hände und
Füße, unsere Zuwendung und unsere Worte, unseren Einsatz für Men-
schen in Not heute Hand und Fuß werden und den Frieden bringen.
Ich freue mich sehr, mit euch allen das Altenberger Licht 2015 zu feiern.
Es grüßt euch, verbunden mit herzlichen Segenswünschen
euer
Rainer Maria Kardinal Woelki
Erzbischof von Köln