Altenberger Licht 2015 - page 6

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Gedanken zumMotto des
Altenberger Lichts 2015
Überfremdung unter Freunden
„Was ihr für einen meiner Geringsten getan habt …“
(Mt 25,40)
Fremd und Freund – das passt nicht zusammen. Einen Freund, den ken-
ne ich. Und auch, wenn ich nicht alle Seiten von ihm auf einmal kennen
kann, ist er mir vertraut. Ja, ich vertraue ihm. Ich öffne mich einem
Freund, erzähle ihm von Dingen, die mir wichtig sind und die mich be-
schäftigen. Ich kann mit ihm lachen und weinen, er hört mir zu und es ist
einfach schön, dass es ihn gibt. Ja, bei einem Freund kann ich sein, wie
ich bin. Ein Freund ist keine Bedrohung für mich.
Das Wort „fremd“ drückt etwas Gegenteiliges aus. Das Fremde ist zu-
nächst für viele Menschen etwas Bedrohliches, etwas, das Angst macht.
Manche sind neugierig und wollen Fremde oder etwas Fremdes kennen-
lernen. Aber eines tun sie in der Regel nicht:
sich einfach gegenüber jemand Fremden öffnen,
sich ihm anvertrauen, ihm alles erzählen.
Der Fremde oder das Fremde ist zunächst
außerhalb meines Lebens und manchem
Menschen bereitet es Sorge oder sogar
Angst, den Fremden oder das Fremde
ins eigene Leben hineinzulassen.
„Überfremdung“
ist da noch eindeutiger:
Überfremdung heißt ja nichts anderes,
als dass mich das Fremde, das Angst-
erzeugende, das Sorge in mir Auslösende
überfällt, es sich meiner bemächtigt und
mein Leben in irgendeiner Weise bedroht.
Zumindest sind dies Gedanken, die bei vielen
beim Wort „Überfremdung“ ausgelöst werden.
„Überfremdung“ hat nichts Positives, nichts Leben
Bejahendes, es bedroht viel mehr, löst Ängste und
Sorge aus. Nicht umsonst verwenden radikale
Gruppierungen oder Interesse geleitete Personen dieses
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