Altenberger Licht 2015 - page 7

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starke Wort „Überfremdung“, um Menschen in ihrem Sinne zu mani-
pulieren. Sie spielen mit dem Schutzbedürfnis der Menschen und ihrer
Sehnsucht nach Ruhe und Frieden. Sie meinen, dass, indem man vor
den Fremden – den Ausländern, den Flüchtlingen, den Andersgläubigen –
warnt, sie Menschen manipulieren können.
Manchmal gelingt dies und so entsteht
Fremdenfeindlichkeit,
Rassismus und Ausländerhass.
Aber – darf es das eigentlich geben?
Das Altenberger Licht feiern wir nicht im luftleeren Raum. Es ist nicht
bloß ein gemeinschaftliches Happening wie etwa ein Rockfestival oder ein
Fußballspiel.
Das Altenberger Licht lebt einzig und allein vom christlichen Glauben
her. Das Altenberger Licht kommt von der Osterkerze, dem Symbol des
auferstandenen Christus. Und Christus hat etwas Unglaubliches getan:
Er hat sich mit jedem, wirklich jedem Menschen ein für alle Mal solida-
risch erklärt und sich mit ihm identifiziert. Stärker kann es Christus nicht
ausdrücken, als in jenem Gleichnis von dem König im Matthäusevangeli-
um (Mt 25,31-46):
„Was ihr für einen meiner Geringsten getan habt, das habt ihr mir ge-
tan“ (Mt 25,40).
Christus bindet sich
in unvergleichlicher Weise an die
Bedürftigen und Geringsten, die Schutzbedürftigen und die Armen, die
Ausgestoßenen und die Entrechteten. Er wendet sich an die zu kurz
Gekommenen und auch an die so genannten „Fremden“, die dort, wo sie
fremd sind und abgelehnt werden, „Geringste“ sind, verachtet, gebrand-
markt und isoliert von denen, die sie als Bedrohung erleben.
Durch die Menschwerdung Jesu Christi, durch die Identifikation Jesu mit
jedem einzelnen Menschen darf es im christlichen Glauben keine Frem-
den geben. Die liturgische Anrede „Schwestern und Brüder“ ist nicht
eine Harmonie getränkte Nettigkeit. Sie muss Fleisch und Blut werden im
realen Leben. Zugespitzt gesagt: mit den Augen Jesu Christi gesehen ist
jeder Fremde ein Freund!
Natürlich gibt es Ängste vor Fremden. Wir kennen nicht ihre Kultur und
ihren Glauben, nicht ihre Gewohnheiten und ihre Einstellungen. Und doch
sind es – Menschen! Menschen, die wie wir Gottes Ebenbilder sind. Wir
haben ihnen nichts, aber auch gar nichts voraus von dem, was die fun-
damentale Würde jedes Menschen begründet. Sie sind unsere Freunde,
Geschöpfe wie wir.
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