Was uns antreibtHerausforderungen einer zeitgemäßen Jugendpastoral
Das Leben junger Menschen als Anlass und Ausgangspunkt der Jugendpastoral
Wir sind als Kirche davon überzeugt, dass der christliche Glaube besonders in der spannenden Zeit des Erwachsenwerdens entscheidend Orientierung bieten und zu einem erfüllenden Leben beitragen kann. Um gleich einmal aus der Bibel zu zitieren: Jesus Christus will, dass die Menschen »das Leben haben und es in Fülle haben« (Johannes-Evangelium, Kapitel 10, Vers 10). Das ist die eigentliche Begründung für die Jugendseelsorge im Erzbistum Köln.
Vielfalt und Wandel der Jugendpastoral
Ob Jugendwohnheime für berufstätige oder arbeitsuchende Jugendliche, ›Offene Türen‹ mit Kickertischen, Musik oder Bewerbungstrainings, ob Ministrantendienst in der Gemeinde, Lagerfeuer-Gemeinschaft bei den Pfadfindern oder Kreativangebote in der offenen Ganztagsschule, ob Wallfahrten und Exerzitien oder Events wie Weltjugendtage und das Altenberger Licht – diese und zahlreiche andere Aktivitäten der Kirche dienen alle einem Zweck: den jungen Menschen in einer lebendigen, tröstenden und ermutigenden Begegnung mit Jesus Christus das Leben in seiner ganzen Fülle zu eröffnen.
Junge Menschen verändern sich, ihre Sprache, ihr Geschmack, ihre Bedürfnisse und ihre Lebenssituation wandeln sich stetig. Jugendstudien zeigen außerdem, dass die Kluft zwischen Lebensentwürfen junger Menschen größer wird. Die soziale Schere öffnet sich immer weiter. Armut und Heimatlosigkeit sind akute Probleme junger Menschen von heute. Die veränderte Lebenswirklichkeit bringt es zudem mit sich, dass Jugendliche immer weniger Zeit haben, sich zu engagieren oder überhaupt an außerschulischen Aktivitäten teilzunehmen. Gleichzeitig stellen wir fest, dass sich die traditionellen Zielgruppen der Jugendpastoral stark verändern. Bei katholisch getauften Jugendlichen, die an den Aktivitäten der Jugendarbeit teilnehmen, kann nicht mehr grundsätzlich von einer Beheimatung im Glauben und in der Kirche ausgegangen werden.
Wenn Jugendpastoral auch weiterhin einen wesentlichen Beitrag zur religiösen Sozialisation von Kindern und Jugendlichen leisten will, muss sie neben bewährten Herangehensweisen auch stetig neue Strategien entwickeln.
Sensibel und selbstkritisch
Jugendpastoral ist dann erfolgreich, wenn sie von Menschen mit einer großen Offenheit und Liebe gegenüber jungen Menschen getragen wird, die Kindern und Jugendlichen vorbehaltlos begegnen und ihnen Freund, Berater und Wegbegleiter sein wollen.
Diejenigen, die jungen Menschen im Namen der Kirche begegnen, sollten selber aus einer lebendigen Freundschaft mit Christus heraus leben und diese Freundschaft selbstbewusst jungen Menschen gegenüber vertreten. Wir Mitarbeitende in der Jugendseelsorge sollten uns und unser Handeln unablässig hinterfragen: Was ist meine Aufgabe, warum mache ich das eigentlich, und gibt es über den dienstlichen Auftrag hinausgehende persönliche Beweggründe? Wir als Verantwortliche wiederum müssen dabei im Auge behalten, dass unsere Ideen und Konzepte, unsere Sprache und unsere Art und Weise auf junge Menschen zuzugehen, angemessen bleiben. Qualität und Professionalität, erforderliche Ressourcen, aber auch die innere Haltung sollten stets auf den Prüfstand gestellt werden.
Zukunft der Jugendpastoral
Wenn Gesellschaft und Umstände sich ändern und mit ihnen die jungen Menschen, dann muss auch die Kirche ihre Botschaft an die jungen Menschen von Jesus Christus und der Verkündigung des Reiches Gottes immer wieder anpassen. Wir stehen angesichts rascher Veränderungen in der Welt sowie innerhalb der Kirche vor der Herausforderung, mutige Wege in die Zukunft zu gehen. Dabei muss uns die Frage leiten, wie die Kirche sich in der Lebenswelt junger Menschen so platzieren kann, dass sich die Jugendlichen kritisch und interessiert der Botschaft des Evangeliums öffnen.
Wir sind davon überzeugt, dass sich daraus neue Formen der Begegnung und Orientierungshilfe, veränderte Angebote vor Ort in Schulen, Gemeinden und sonstigen Einrichtungen und vielleicht auch an Orten und zu Gelegenheiten ergeben, die wir heute noch nicht kennen.